Ligaturen Band 6

Postmoderne hinter dem Eisernen Vorhang – Werk und Rezeption Alfred Schnittkes im Kontext ost- und mitteleuropäischer Musikdiskurse

Herausgegeben von Amrei Flechsig und Stefan Weiss
280 S. mit Notenbeispielen.
Paperback, Olms Verlag, Reihe: LIGATUREN – MUSIKWISSENSCHAFTLICHES JAHRBUCH DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER HANNOVER Band 6, 2013

ISBN: 978-3-487-15015-4    48,00 Euro

 

Dem Aufkeimen postmoderner Tendenzen in der Musik der früheren „Ostblock“-Staaten widmet sich der sechste Band der Ligaturen. Als einem der Exponenten sowjetischer Neuer Musik fiel Alfred Schnittke in den 1960er bis 1980er Jahren eine zentrale Rolle in diesem Stilwandel zu: Seine polystilistische Schreibweise, vom Komponisten selbst als Reaktion auf den Verlust eines einheitlichen musikalischen Bewusstseins apostrophiert, scheint wie in einem Brennglas wesentliche Züge postmodernen Denkens wie Pluralität und Mehrfachcodierung zu vereinen. Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit diese nach heutiger Auffassung nahezu idealtypische Ausprägung einer musikalischen Postmoderne tatsächlich mit gleichzeitigen westlichen Konzeptionen zusammenhängt. Denn in der Sowjetunion der 1960er/1970er Jahre, in der die Doktrin des Sozialistischen Realismus noch Bestand hatte, musste Schnittke sich mit völlig anderen musikästhetischen Normen auseinandersetzen als die Komponisten des damaligen Westens, die eine „Korrektur an der Moderne“ vornahmen, nicht eine Korrektur am Traditionalismus. Weiterhin fragt der Band danach, ob und wie in anderen Ländern jenseits des eisernen Vorhangs ähnliche Gestaltungsprinzipien in das Repertoire von Komponistinnen und Komponisten einzogen und welche Auswirkungen der Stilwandel in Osteuropa insbesondere in den deutschsprachigen Ländern hatte.

The burgeoning postmodern tendencies in the music of the former ‘Eastern Bloc’ states is the theme of this sixth volume of Ligaturen. As one of the exponents of Soviet New Music, Alfred Schnittke played a central role in this stylistic change from the 1960s to the 1980s. His polystylistic style, addressed by the composer himself as a reaction to the loss of a unified musical consciousness, seems to act as a burning-glass to focus and unite essential traits of postmodern thinking such as plurality and multi-layering. However the question arises of how far this textbook example by today’s standards of musical postmodernism in fact accords with contemporary western conceptions. In the Soviet Union of the 1960s and 1970s, where the doctrine of Socialist Realism still held sway, Schnittke had to work with completely different norms of musical aesthetics compared to western composers who were undertaking a ‘correction of modernism’ rather than a correction of traditionalism. This study also examines how and if similar creative principles found their way into the repertoire of composers in other countries behind the Iron Curtain and what influence the stylistic change had in Eastern Europe and especially in the German-speaking countries.

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Zuletzt bearbeitet: 07.10.2014

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